WAS LIEF FALSCH FÜR BORUSSIA DORTMUND-STAR ANDRE SCHURRLE, DASS ER MIT 29 JAHREN IN RENTE GEHEN MUSSTE?

Andre Schurrle hat offiziell seinen Rücktritt vom Profifussball im Alter von nur 29 Jahren bekannt gegeben. Die Ankündigung erfolgte wenige Tage nach der Bekanntgabe von Borussia Dortmund, den Vertrag des Flügelspielers gekündigt zu haben, da die Bundesliga-Giganten mit dem finanziellen Schaden durch den Coronavirus zu kämpfen haben. Doch was genau ist für Andre Schurrle beim BVB schief gelaufen?

Die Geschichte von Schurrle bei Borussia Dortmund war voller Tiefpunkte und nur sehr wenige Höhepunkte. Schon als er 2016 zum Verein wechselte, teilte er die Fangemeinde.

Der 30-Millionen-Euro-Beitrag wurde von den Fans oft als “zu viel” bezeichnet. Doch die Erfahrung des Angreifers unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel während der gemeinsamen Zeit in Mainz und seine Erfolge beim VfL Wolfsburg sorgten für Optimismus beim Transfer. Allerdings gab es auch Pessimisten, die bezweifelten, ob Schurrles Spielweise mit der Philosophie von Borussia Dortmund harmonieren würde.

Schurrle erlebte eine miserable Debütsaison bei Borussia Dortmund. Vor allem ein verstauchtes Knie und ein Achilles-Problem beeinträchtigten seine erste Saison im Signal Iduna Park und hielten ihn für einen Großteil der Saison fern. Er spielte nur 15 Mal in der Liga und erzielte nur zwei Tore.

Ein ähnliches Schicksal ereilte den deutschen Nationalspieler in der folgenden Saison, diesmal unter Peter Bosz. Wegen eines Muskelfaserrisses verpasste er die erste Phase der Saison 2017/18. Er beendete die Saison mit nur einem Treffer in 18 Einsätzen, nachdem er wieder voll einsatzfähig war. Das machte keinen guten Eindruck auf den neuen Trainer Lucien Favre, der ihn 2018 auf Leihbasis nach Fulham schickte.

WIE ES MIT BORUSSIA DORTMUND WEITERGING

Als Dortmund 2016 Schurrle unterzeichnete, sicherte sich Dortmund gleichzeitig die Dienste anderer talentierter Angreifer wie Mario Gotze, Ousmane Dembele und Emre Mor. Darüber hinaus hatten sie bereits Christian Pulisic und Marco Reus.

Während Pulisic erst in der Saison 2017/18 in der ersten Mannschaft richtig Eindruck machte, war es für Schurrle aufgrund des raschen Aufstiegs von Dembele und des späteren amerikanischen Whizkids schwierig, in der Mannschaft irgendeine Bedeutung zu erlangen.

Die exzellente Kombination aus Tempo und Tricks, die bei jungen Spielern wie Dembele, Pulisic und Jadon Sancho vorherrschte, passte eher zu Dortmunds Stil als zu Schurrles direktem Spiel, wobei dem Deutschen dieses beachtliche Tempo und die Fähigkeit zum Dribbeln durch Einzelspieler fehlte.

Daher fiel es dem Ex-Bayer Leverkusen schwer, sich anzupassen, als Borussia Dortmund von einer Heavy-Metal-Fußballmarke unter Jürgen Klopp zu einem eher besitzorientierten Spielstil wechselte, der von Tuchel und später von Peter Bosz und Favre inspiriert war.

Seitdem hat der BVB eine Vielzahl talentierter Angreifer in ganz Europa unter Vertrag genommen, insbesondere unter Favre. Der Schweizer Mastermind brachte im vergangenen Sommer vor allem Thorgan Hazard und Julian Brandt ins Spiel, und unter seiner Führung gewannen Spieler wie Sancho und Giovanni Reyna, Spieler, die mit Geschick und Tempo gesegnet sind, massiv an Bedeutung.

PSYCHISCHE GESUNDHEIT UND EIN ZUSTAND DER FREIHEIT

Zwar spielten die Verletzungen eine Schlüsselrolle bei der Unterdrückung von Schurrles Fortschritten, aber zweifellos waren es seine mangelnden Leistungen, die ihn zu dieser Entscheidung bewogen haben.

Der Gewinn der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 – der größte Ruhm im Profifussball, selbst in der russischen Premier League nicht zu spielen – ist zweifellos ein harter Abstieg, der für jeden Fussballer zu ergründen ist. Das offensichtliche Trauma und die damit verbundene psychische Gesundheitsproblematik wurde von Schurrle selbst in seinem Interview mit dem Spiegel aufgegriffen.

“Die Tiefen wurden immer tiefer und die Höhepunkte immer weniger. Man muss immer eine bestimmte Rolle spielen, um im Geschäft zu überleben, sonst verliert man seinen Job und bekommt auch keinen neuen”, sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler und verwies auf die mangelnde Aufmerksamkeit, die der psychischen Gesundheit im Profifussball geschenkt wird.

In einer Zeit, in der kapitalkräftige Ligen wie die Major League Soccer, die chinesische Super League und die japanische Liga eine finanzielle Provenienz für alternde Fußballspieler geschaffen haben, ist Schurrles Entscheidung, auch im Alter von 29 Jahren die Stiefel an den Nagel zu hängen, ein frischer Wind.

Der Ruhestand soll dem Deutschen neu gewonnene Freiheit und einen idealen Weg bieten, sein Privatleben mit Frau und Kind zu genießen. Sie sollte aber auch als ein Schrei im Namen der Spieler verstanden werden, die in einer von anspruchsvollen Fans und Wettbewerb geprägten Fussballindustrie mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.

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